Fossilien und Heavy Metal – „Ja, es ist Liebe!“ Ausstellung „Rock Fossils“ im Holcim Werkforum in Dotternhausen

Ein rotes Herz mit weißem Blitz prangt auf den Ausstellungsankündigungen: „Rock Fossils – Ja, es ist Liebe!“ steht darunter. Was aber haben Rockmusik und Fossilien miteinander zu tun? Wieso gibt sich die Heavy-Metal-Band ACCEPT, die nicht nur in Deutschland Kult ist, die Ehre im Holcim Werkforum in Dotternhausen bei der Eröffnung dabei zu sein?

Die Welt ist klein – und Dotternhausen manchmal doch „das Gelbe vom Ei“ – so am Samstag, 18. Juli 2015 bei der Rock Fossils Ausstellungseröffnung – nach Bern und vor Berlin wird „Rock Fossils“ in Dotternhausen gezeigt.

Die Stimmung bei der Vernissage im Holcim Werkforum war bombig und erreichte ihren Höhepunkt als die Weltstars von ACCEPT, Wolf Hoffmann und Peter Baltes, beim „Stage Diving“ von den zahlreichen  Fans auf Händen getragen wurden – eine Premiere – sowohl für das Fossilienmuseum als auch für die ACCEPT Stars, die sich von  der begeisterten Menge zur Vitrine mit dem Metal Heart tragen ließen.

Die Band feiert in diesem Jahr ein Jubiläum: 30 Jahre „Metal Heart“ – eines der erfolgreichsten Alben der Heavy Metal Band. Das Metal Heart ziert nicht nur das Plattencover, sondern existiert auch als Skulptur und erinnert sehr an das Logo der Ausstellung, zwei Trilobiten, die zusammen ein Herz formen. Das brachte einen der Ausstellungsmacher, Achim Reisdorf, Paläontologe am Naturhistorischen Museum in Bern, auf die Idee, es in die Präsentation zu integrieren. So ist ACCEPT eine eigene Vitrine gewidmet, in der das legendäre Herz zu bestaunen ist!


Namen aus der Metal- Rock- und Pop-Szene für 36 Fossilien

Das Werkforum und Fossilienmuseum ist bekannt für sein Programm jenseits ausgetretener Pfade. Diesem Ruf wird es mit dieser Sonderausstellung erneut gerecht. Ziel der Ausstellung ist es, dem Publikum Wissenschaft kurzweilig, aber dennoch fundiert zu vermitteln, neue Zielgruppen anzusprechen und bei den Besuchern Interesse und Freude an Erdgeschichte zu wecken.

Fossilien, die nach Rockstars benannt sind? Was für eine verrückte Geschichte! Achim Reisdorf, Forscher, Musiker, Metalfan und wissenschaftlicher Leiter der Rock Fossils Ausstellung, lüftete auf unterhaltsame Weise das Geheimnis um die Liebelei zwischen Paläontologie und Rockmusik. Wissenschaftler seien eben auch nur Menschen mit Vorlieben, sie seien Fans und säßen nicht nur im stillen Kämmerchen um zu forschen. Insgesamt 36 Fossilien tragen Namen von bekannten Bands und Musikern aus der Metal- Rock- und Pop-Szene.

Der Dinosaurier Masiakasaurus knopfleri ist nach Mark Knopfler von den Dire Straits benannt. Ein zwei Meter langer Trilobit aus Leder ziert die Ausstellung – er erreichte im Erdaltertum meist nur wenige cm Größe – und trägt den Namen Articalymene viciousi, nach dem Bassisten Sid Vicious von den Sex Pistols. Die Rekonstruktionen der Fossilien wurden liebevoll und detailreich von der dänischen Firma 10tons angefertigt. Stefan Türke und sein Team vom Balinger Atelier Türke hatten die Exponate ansprechend in Szene gesetzt.

Zur Vernissage spielte die junge Nachwuchsband Rebellious Spirit mit einer außerge-wöhnlichen Akustikshow im Werkforum auf: Sänger und Gitarrist Jannik Fischer begleitete die Band erstmals am Steinway-Flügel – nicht nur er hatte daran sichtlich Freude – die Heavy Metal- und Rock-Fans geizten nicht mit Applaus. Gekommen waren sie zahlreich – aus Deutschland, der Schweiz  und aller Welt, darunter Museumskollegen vom Naturhistorischen Museum Bern sowie aus Schweden einer der Mitinitiatoren der Ausstellung, Professor Mats Eriksson, Universität Lund (Schweden).

Trotz Termindrucks – der dritte Tag des renommierten Balinger Bang Your Head Festivals (BYH!!!) war in vollem Gange – ließ es sich auch der Macher des Festivals, Horst  Franz, nicht nehmen bei der Eröffnung mit seiner Frau Ines dabei zu sein.


Langhaariger Professor mit Metalshirt und Cap fasziniert

Nach der Autogrammstunde mit ACCEPT war Mats Eriksson, Professor für Paläontologie aus Lund, mit einem Kurzvortrag an der Reihe. „Oje, ein Vortrag vom Professor!“ mag so manch ein Museumsgast zunächst gedacht haben. Mats Eriksson entspricht jedoch nicht im geringsten dem, was man sich unter einem Paläontologie-Professor vorstellt – mit Metalshirt, Jeans und Cap, langem Haar und einer riesigen Freunde bei der Sache ist seine Story weder langweilig noch ausschweifend. Er berichtet den interessiert lauschenden Gästen sehr kurzweilig, wie er selbst als Metalfan und Geowissenschaftler dazu kam Fossilien solch skurrile Namen wie Kingnites diamondi oder Kalloprion kilmisteri zu geben.


Seelilie ähnelt Headbanger – dem BYH!!! gewidmet

Durch die Nähe zu Balingen ergab sich für die Ausstellungsmacher die Chance zu einer weiteren außergewöhnlichen Kooperation. Dem legendären Bang Your Head Festival, das sich in diesem Jahr zum 20. Mal jährte, wurde ein 180 Millionen Jahre altes Fossil gewidmet: eine Seelilie, die durch ihre Fangarme eine verblüffende Ähnlichkeit mit einem Headbanger aufweist.

Paul Bossenmaier, leidenschaftlicher Fotograf und Metalhead, bereichert die Ausstellung mit außergewöhnlichen Fotos vom BYH!!!.

Bereits in Oslo und Bern riefen die Rock Fossils ein großes Medienecho hervor. Die Ausstellung ist erfrischend anders und jetzt schon Kult!

Im Fossilienmuseum in Dotternhausen ist sie noch bis zum 30. September 2015 zu sehen – es lohnt sich, der Eintritt ist frei! Übrigens ein Grund mehr, begeistert den Kopf zu schütteln und „Headbanger“ zu spielen: Seit 25 Jahre leistet sich das Zementwerk Dotternhausen das Werkforum mit Fossilienmuseum und zeigt in schöner Architektur die schönsten Stücke aus den Steinbrüchen. Holcim lädt darüber hinaus hierher Interessierte zu Kunstausstellungen, Vorträgen oder Konzerten ein – immer kostenlos und abseits ausgetretener  Pfade – gesellschaftliches Engagement, von dem alle profitieren. Dieses Mal sogar die Heavy Metal Fans.