Zusätzliche Reinigungsstufe im Abwasserverband Raumschaft Lahr
Millionenschwere Investition in die Zukunft
Seit dem Jahr 2000 gilt die Wasserrahmenrichtlinie in Europa (Richtlinie 2000/60/EG). Sie besagt unter anderem, dass die Abwasserbehandlung nach den bestmöglichen verfügbaren Technologien erfolgen muss. Mit dem Bau einer zusätzlichen Reinigungsstufe kommt der Abwasserverband Raumschaft Lahr (AVL) dieser Forderung nach.
Weltweit erster Tuchfiltereinsatz
Bei der neuen Reinigungsstufe wird das gereinigte Abwasser zusätzlich mit Pulveraktivkohle versetzt. Diese adsorbiert Restbestandteile (z. B. Arzneimittelrückstände), die sich im Wasser befinden und bisher nicht erfasst werden konnten. Zusätzlich werden dem Wasser Fäll- und Flockmittel beigefügt. Sie bewirken, dass die Aktivkohle zusammen mit den aufgenommenen Bestandteilen ausflockt. Diese Flocken setzen sich dann im nachgeschalteten, ebenfalls neu gebauten Sedimentationsbecken ab. Während normalerweise die nicht sedimentierten Bestandteile mit Sandfiltern zurückgehalten werden, entschied man sich in Lahr für einen anderen Weg: Hier kommt weltweit zum ersten Mal großtechnisch die Tuchfiltration als Filterstufe nach der Aktivkohlestufe zum Einsatz! Letztendlich wird der kontaminierte Aktivkohleschlamm der normalen Klärschlammentsorgung zugeführt (Verbrennung, thermische Verwertung). Positiver Nebeneffekt der neuen Reinigungsstufe ist, dass die Kläranlage Lahr mit diesem Prozess zukünftig ihr Brauchwasser selbst in der gewünschten Qualität herstellen kann. Denn nach dieser Reinigungsstufe verlässt das Wasser die Kläranlage in einer bis dato nicht gekannten Reinheit.
Hohe Anforderungen
Bei der Planung der neuen Reinigungsstufe mussten die Verantwortlichen einiges berücksichtigen: Beispielsweise darf der normale Anlagenbetrieb während der Bauzeit nicht beeinträchtigt werden. Gleichzeitig soll sich die neue Reinigungsstufe nach ihrer Fertigstellung gut in das Aufbereitungssystem integrieren lassen. Eine weitere Herausforderung stellte der Bau des Sedimentationsbeckens dar: Dessen Bodenplatte hat einen Durchmesser von 35 m und ein Gefälle von 6% zum Zentrum hin. Hier befindet sich der sogenannte Königsstuhl. Auf diesem ist der umlaufende Rundräumer gelagert, mit dessen Hilfe der sedimentierte Schlamm abgeführt wird. (Die Bauarbeiten wurden im Frühjahr 2013 begonnen. Ziel ist es, sie bis 2015 abzuschließen. Das Projekt wird ca. 9 Mio. Euro kosten.)
Der richtige Zement
Für den Bau der neuen Reinigungsstufe sind voraussichtlich rund 2.500 m³ überwachungspflichtiger Beton erforderlich. Bei der Suche nach dem geeigneten Zement entschied sich das Holcim Produktmanagement für Durabilo 4N, einen Portlandschieferhochofenzement mit der Festigkeitsklasse 42,5. Dieser Zement zeichnet sich durch seinen hohen Sulfatwiderstand in Verbindung mit guten Frühfestigkeiten aus. Zudem verfügt er über ein sehr gutes Wasserrückhaltevermögen. Der damit gefertigte Beton hat die Festigkeitsklasse C35/45 bzw. C30/37. Während der Betonage führte der Holcim Produktmanager eine Temperaturmessung des Erhärtungsverlaufes durch. Sie bestätigte, dass man sich für den richtigen Zement entschieden hatte.